„Man möchte nicht immer mit der Angst vor Antisemitismus leben.“ Diesen Satz sagte Bobby Rootveld während des Begegnungsprojekts mit zahlreichen Geschichtsklassen in Anlehnung an die Aktion des Zentralrats für Juden „Meet a Jew“. Hierbei geht es darum, Berührungsängste abzubauen, Vorurteile zu entkräften und ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Dass dieser auch im Jahr 2021 immer noch eine viel zu große Rolle spielt, machte Bobby Rootveld während des knapp 90-minütigen Gesprächs mit 104 Zehntklässlerinnen des Gymnasiums Georgianum deutlich. Rootveld, niederländischer Musiker und in Nordhorn lebend, forscht schon lange zu den jüdischen Wurzeln seiner Familie. Er hat den Schülerinnen eindringlich vom Bangen seiner Urgroßeltern und Großeltern erzählt, vom Wissen um den eigenen anstehenden Tod in den Konzentrationslagern Sobibor und dem Auschwitz-Außenlager Blechhammer. Etwa 120 Familienmitglieder hat Rootveld im Holocaust verloren.
Und trotzdem ist er vor zehn Jahren nach Nordhorn ins Täterland Deutschland gezogen. Seine Frau Sanna und er forschen zu Holocaustmusik und wollen so den vielen jüdischen Komponist*innen, die noch in den Konzentrationslagern und Ghettos Musik erschaffen haben, ihre Stimme zurückgeben. Dass diese ständige Auseinandersetzung mit dem eigenen Familientrauma nicht immer einfach ist, berichtet Rootveld ebenfalls. Genauso, wie die sich doch stetig wiederholenden antisemitischen Ausgrenzungserfahrungen.
Wer möchte, kann die Geschichte der Familie Rootveld im Internet frei zugänglich nachvollziehen und die 30-minütige Dokumentation „Between Blechhammer and Nordhorn“ (auf Englisch) ansehen.
Text: Judith Reinefeld
Fotos: Bobby Rootveld