Überlebende des Holocaust im Georgianum zu Gast – Bewegende Schicksale
Die 15 polnischen Frauen und Männer sind heute über 70, 80 Jahre alt. Eine Kindheit im eigentlichen Sinne erlebten sie nicht. Sie sind Zeitzeugen und „Kinder des Holocaust“. Das Maximilian-Kolbe-Werk unterstützt seit Jahren die Überlebenden der Konzentrationslager und Ghettos.
Den Jugendlichen der elften Klassen des Gymnasiums Georgianum schilderten sie in bewegenden Worten ihre Schicksale. Aber auch über ihre positiven Eindrücke, ihre Erfahrungen im Emsland sowie über die Kontakte mit vielen Deutschen in der heutigen Zeit berichteten sie. „Wir fühlen uns hier wohl, denn die Menschen sind sehr freundlich, höflich und warmherzig und ganz, ganz anders als jene, die wir früher kannten.“
Befragt nach ihrem Leben in Unfreiheit, schilderten einige Frauen und Männer ihre leidvolle Vergangenheit. Ob als Mädchen oder Junge, zwölf, 15 oder 18 Jahre alt: ihre leidvollen Schicksale bewegten die jungen Zuhörer. In den Kinderlagern, Arbeitslagern und KZ’s wurden sie gequält, geschlagen, gedemütigt, schikaniert und waren der SS, der Gestapo, den Kapos hilf- und wehrlos ausgeliefert.
„Mit 19 Jahren war ich Zwangsarbeiter, arbeitete täglich zwölf Stunden im Steinbruch, zur Belohnung gab es Schläge, das Essen war zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel.“ Die Schilderungen eines heute 85-Jährigen hinterließen bei den Jugendlichen Spuren des Mitfühlens, aber auch der Unsicherheit. Denn was dürfen Schüler heute diese Menschen fragen, die während der Hitler-Diktatur aufwuchsen und die Hölle von Auschwitz, Majdanek, Dachau, Stutthof, Bergen-Belsen, Buchenwald und vielen anderen Lagern erleiden mussten?
Doch die „Kinder des Holocaust“ erzählten freimütig über ihre Vergangenheit. Ihre Leidenswege sind einerseits ganz persönliche Schicksale, andererseits kollektive qualvolle Erfahrungen, die sie sich gegenseitig bestätigen. Unterernährung, Entkräftung, Krankheiten, Folter, Angst und Tod fassen die erlittenen Grausamkeiten ihres damaligen jungen Lebens zusammen. „Ich will, dass alle für den Frieden kämpfen, denn ihr seid die Schmiede eurer Zukunft“, gab der alte Mann den Jugendlichen mit auf den Weg.
Für die Schüler war diese Begegnung eine Erfahrung, deren Einzelschicksale sie tief bewegte. Den jungen Menschen war es wichtig, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen, um ansatzweise zu begreifen, wie es den „Kindern des Holocaust“ damals ergangen ist. Die Menschen, die das alles erlebt hatten, waren froh und dankbar, der jüngeren Generation ihre Erfahrungen und das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte näher zu bringen.