„Die Ausgelassenheit der Kinder zu erleben, das hat mich total berührt!“. Nicht nur Elisa war tief ergriffen von dem, was sie 2 Tage im Friedensdorf in Oberhausen erlebt hat. Die Schülerinnen und Schüler des Seminarfachs „Georgianer für Menschen in Not“ befassten sich im Vorfeld intensiv mit der Arbeit des Friedensdorfes. Doch was sie vor Ort erfuhren und erlebten, lässt sich theoretisch nicht erarbeiten. Die meisten Kinder des Friedensdorfes stammen aus Angola, ein in der öffentlichen Wahrnehmung vergessenes Land. Hier gibt es mehr Landminen als Einwohner, das Trinkwasser ist teurer als Benzin, das Durchschnittseinkommen einer zehnköpfigen Familie liegt bei knapp 200 US-Dollar im Monat. Eine Folge davon ist zum Beispiel, dass sich Familien gezwungen sehen, die Gasflaschen ihrer provisorischen Kochstellen selbst nachzufüllen. Laienhaft durchgeführte Arbeiten bringen sie in Lebensgefahr. Die Schüler treffen im Friedensdorf auf Kinder, die Opfer explodierter Gasflaschen oder Landminen sind. Ihre Augen und Nasen sind stark deformiert, das Gesicht teils unkenntlich, ihre Haut in weiten Teilen verbrannt. Andere Kinder leiden an Knochenhautentzündungen, die mit unfassbaren Schmerzen verbunden sind. Nachdem der Ansprechpartner in Angola, Dr. Rosalino Neto, zwei Mal im Jahr Kinder auswählt, deren Überleben nur durch Operationen und Behandlungen in Deutschland gewährleistet werden kann, werden diese schließlich nach Deutschland ausgeflogen und hier in Krankenhäusern kostenlos mehrfach operiert und betreut, bevor sie im Friedensdorf in Oberhausen dann wieder auf ihre Heimkehr vorbereitet werden. Die Arbeit der Einrichtung „Friedensdorf international“ finanziert sich zu 100% aus Spenden und ist ohne ehrenamtliche Arbeit undenkbar. Die Schüler des Georgianums erfahren hier von Manuel, der bereits in Angola fünf Monate im Krankenhaus behandelt wurde. Seine Mutter schlief die ganze Zeit vor der Klinik unter einem Baum, um ihn tagsüber in der Klinik betreuen zu können. Der Vater kümmerte sich in ihrem Heimatdorf unterdessen um die übrigen Kinder und ging arbeiten. Manuel ertrug dreißig Minuten dauernde Verbandswechsel, die in Deutschland nur unter Vollnarkose denkbar wären. Die Mullbinden sind mit seiner Haut zusammengewachsen. Manuel half hierbei nur seine Tapferkeit. Der Transport nach Deutschland und die weitere Behandlung hier bedeuteten sein Überleben. Dennoch weinte er bitterlich, weil er nicht verstand, warum er von seiner Mutter losgerissen wurde. Als er schließlich nach seinen Krankenhausaufenthalten im Friedensdorf ankommt, trifft er auf Kinder, deren Schicksal er noch schlimmer einstuft als sein eigenes. Diese Erfahrungen schweißen die Kinder zusammen. Sie entwickeln eine gemeinsame Ausgelassenheit, Zufriedenheit und Fröhlichkeit, die es leicht machen ihnen zu begegnen. Dazu hatten die Schüler des Georgianums zwei Möglichkeiten. Abends waren sie auf dem Abschiedsfest eingeladen, das immer dann stattfindet, wenn Kinder wieder in ihre Heimat zurückkehren. Zuvor werden sie von der Dorfgemeinschaft mit einer großen Feier, auf der gesungen, getanzt und gelacht wird, verabschiedet. Nach kurzer anfänglicher Scheu fanden sich schließlich alle Schüler auf der Tanzfläche wieder, links und rechts mit Kindern an ihren Händen, mit denen sie tanzten oder einfach herumtobten. Marlon traf auf einen kleinen Jungen, der gerne boxte und ihm gleich ein paar freundschaftliche Hiebe verpasste. Am zweiten Tag führten die jungen Erwachsenen Bastel-, Kreativ- und Malworkshops durch, die sie zuvor im Unterricht planten und alles Notwendige hierfür besorgten. So freuten sich die Kinder am Ende des Vormittags darüber, dass sie selbstgestaltete Stoffbeutel, Armbänder und Ketten als Erinnerung an die Begegnung mit den Schülern des Georgianums mitnehmen durften. Darüber hinaus spendete das Seminarfach dem Friedensdorf noch 100€, die sie mit Plätzchen- und Brotverkauf auf dem Tag der offenen Tür der Schule erwirtschafteten. In der abschließenden Reflexionsrunde fasste Christine zusammen, was einhellige Meinung war: “Das Lachen der Kinder zu erleben, gibt einem unwahrscheinlich viel. Das Friedensdorf muss jeder kennen.“
[supsystic-gallery id=’22‘]
Text und Fotos: Frank Kösters