Passend zur momentanen Bundestagsdebatte, die am 01.04.2019 stattfand, entschieden wir uns, im Rahmen der Kampagne „Humanitäre Schule“, eine Informationsveranstaltung zum Thema Organtransplantation durchzuführen.
Zurzeit wird im Bundestag darüber diskutiert, ob jeder, der eine Organspende nicht ausdrücklich ablehnt im Falle eines Hirntods, Organspender wird.
Um einen genaueren Einblick in die Organtransplantation zu erlangen wurde Mirko Sicksch von uns eingeladen. Mirko Sicksch ist Koordinator für Organtransplantation bei der Deutschen Stiftung für Organtransplantation (DSO). Er ist verantwortlich für den Bereich Nord und hielt einen sehr ausführlichen und anschaulichen Vortrag über Organtransplantation für ca. 120 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11.
Zunächst beschäftigte er sich mit den Faktoren, die für eine Organspende gegeben sein müssen. Der Spender muss hirntot sein. Der Hirntod, beschreibt den Zustand, bei dem die Gesamtfunktion des Gehirns unwiederbringlich und unumkehrbar ausgefallen ist, wobei die Herz-Kreislauf-Funktion durch künstliche Beatmung aufrechterhalten werden kann. Dadurch werden die Organe weiterhin durchblutet und bleiben funktionsfähig. Dieser Hirntod kann z.B. durch ein Schädel-Hirn-Trauma hervorgerufen werden.
Mirko erklärte anschließend, wofür ein Organspendeausweis gut ist. Wenn der Patient einen Organspendeausweis ausgefüllt hat, wissen die Angehörigen, was derjenige möchte und was nicht. Wüssten diese das nicht, müssten sie nach ihren Werten entscheiden oder überlegen, was der Spender gewollt hätte. Damit diese Last nicht auf den Schultern der Angehörigen liegt, ist es empfehlenswert, einen Organspendeausweis ausgefüllt im Portemonnaie zu haben. Man kann auf diesem natürlich auch angeben, dass man seine Organe nach seinem Tod nicht spenden möchte.
Weiterhin erklärte er, wie eine Organspende abläuft. Wenn ein Patient eine Organspende benötigt, wird dieser bei Eurotransplant angemeldet. Eurotransplant ist eine Stiftung mit Sitz in den Niederlanden. Innerhalb der kooperierenden Staaten (Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Ungarn und Slowenien) werden Organe von verstorbenen Spendern ausschließlich über Eurotransplant vermittelt.
Der Patient wird auf eine Warteliste für ein passendes Organ gesetzt. Wurde ein Spender für hirntot erklärt und er hat angegeben, dass er Organe spenden möchte, wird dieser vom Krankenhaus bei der DSO gemeldet. Die DSO steuert und koordiniert die Abläufe zwischen Kliniken, Angehörigen, Eurotransplant, Organtransport und Transplantationschirurgie. Ebenso wird durch die DSO nochmal genauestens untersucht, ob die zu entnehmenden Organe funktionsfähig sind und der Spender nicht an Vorerkrankungen wie beispielsweise HIV leidet. Ergeben diese Untersuchungen, dass die Organe gesund sind, wird eine mögliche Organspende an Eurotransplant gemeldet.
Eurotransplant ermittelt jetzt für diese Organe passende Empfänger. Wird ein passender Empfänger gefunden, informiert Eurotransplant das zuständige Transplantationszentrum. Ist der Empfänger in einem operationsfähigen Zustand, macht sich ein Team von Entnahmechirurgen auf den Weg in das Krankenhaus, wo der Verstorbene liegt.
Die entnommenen Organe werden per Auto, Flugzeug oder Hubschrauber zum Bestimmungsort gebracht. Je nach Organ dürfen Transport und Transplantation maximal 4-24 Stunden in Anspruch nehmen.
Die Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse hörten aufmerksam zu und stellten viele Fragen. Insgesamt war das eine sehr informative Veranstaltung mit einem sehr guten Referenten, der alles gut erklären konnte. Unser Dank geht an Mirko Sicksch für sein Engagement!
Text: Janina Dierschke
Fotos: Marc-André Kaufhold