Des Lebens Schmerz – Musical-Besuch mit bewegenden Eindrücken

Zur alljährlichen Musical-Fahrt machten sich am vergangenen Donnerstag (13. Juni 2019) 44 Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Herrn Neubauer auf den Weg nach Hamburg zum Stage Operettenhaus – auf dem Spielplan ein Musiktheaterstück besonderer Güte: „Tina – Das Tina Turner Musical“.

Gemeinsames Gruppenfoto am Aufführungsort vor dem Stage-Theater am Spielbudenplatz. 

 

Nach der Ausgabe der Tickets ging’s hinein. 

Von Beginn an fängt die bewegend dargestellte Lebensgeschichte von Anna Mae Bullock, geboren in Notbush (Tennessee), den Zuschauer ein, zieht ihn schon allein durch das reduzierte, aber optisch sehr ansprechende Bühnenbild hinein in den Lebenslauf der Sängerin, die unter ihrem Künstlernamen Tina Turner weltbekannt geworden ist.

Die Handlung dieses Musicals spannt dabei den Bogen über zentrale Lebensstationen der Sängerin hin zum Beginn ihrer zweiten Karriere zu Beginn der 1990er Jahre. Ob als junge und singfreudige Tochter eines Baptisten-Diakons, ob als Backfisch in der Großstadt oder als Lead-Sängerin in der Musikgruppe ihres späteren Ehemannes Ike Turner – immer wieder bricht sich das Schicksal mit seinen irren Wendungen Bahn in ihr Leben. So verlassen zunächst die Mutter und dann der Vater sie, sodass sie von ihrer indianischen Großmutter großgezogen wird. Später als junge Frau nimmt sie an einem Gesangswettbewerb teil, der ihr die Chance gibt, in der Band ihres Mannes ihr Gesang-Talent zu beweisen. Doch in den 15 Jahren der Beziehung bis zur Scheidung tritt der eklatante Widerspruch zu Tage zwischen der Schein-Fassade des Musikgeschäftes und dem kalt-realem Leben – mit ihren zwei Kindern, mit ihrem gewalttätigen Mann und mit ihrem Drogenkonsum, der in einen Suizid-Versuch mündet. So am Boden – den Mann verlassend und ihre (künstlerische) Freiheit durch die Scheidung teuer erkauft – startet zu Beginn ihres vierten Lebensjahrzehnts ihre zweite Karriere in London mit der Aufnahme ihres Albums „Tina – What’s Love Got to Do with It?“, das sie letztlich zum gefeierten Weltstar macht.

Dass dieser Weltstar in diesem einzig vom ihm autorisierten Musiktheater zuweilen so schonungslos sein Leben dem Publikum offenlegt, erstaunt den Betrachter. Seien es die handgreiflichen Auseinandersetzungen mit Ike, sei es der Drogenkonsum, sei es das schwerwiegende innere Zerwürfnis mit ihrer Mutter, sei der Kampf gegen das rassistische Schubladendenken ihrer Zeit, sei es Kampf mit sich selbst – all das wirkt authentisch und wird dem Musicalfreund so eröffnet, dass es ihn im Innern mitnimmt, mitzieht, dass es ihn mitreißt. Und es muss ihn unausweichlich mitreißen, nicht allein, weil Tanz und Gesang so exzellent sind, sondern auch, weil die berühmten Welthits von Tina Turner mit schönen, wenn nicht genialen deutschen Texten präsentiert werden – gerade bei den langsamen Stücken, besonders bei den wichtigen Lebensentscheidungen. Und das alles mit einem berührenden Gesang der Tina-Darstellerin, der zeigt, wie sehr sich des Lebens Schmerz mit einer Stimme ausdrücken lässt.

Auf dem Weg zurück zum Bus durchs nächtliche Hamburg. 

Auch wenn die nächtliche Beschwernis die Rückfahrt aus der Hansestadt bedrückte, konnte sie dennoch nicht die Leichtigkeit und innere Heiterkeit nach diesem Musical-Besuch bei allen Teilnehmern übertreffen. Dass das Georgianum dieses wertvolle Bildungsangebot macht, ist richtig und wichtig; das hat sich mit der diesjährigen Auswahl wieder mal mehr als bestätigt.

Text: Stefan Roters; Fotos: Jana Müller (Klasse 9b).