Herr Prof Dr. Alexander Pott, Chefarzt der Kardiologie am Bonifatius Krankenhaus in Lingen, eröffnet das Projekt „Herzensretter Bronze“ am Gymnasium Georgianum Lingen, welches unter der Schirmherrschaft der Deutschen Herzstiftung und in Kooperation mit der DLRG, Ortsgruppe Lingen, in der Praxis umgesetzt wird.

„Mut statt Perfektion“ – unter diesem Motto stand die Eröffnungsrede für das Projekt Herzensretter in Bronze für ca. 180 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Georgianum von Prof. Pott.
Prof. Pott, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung, sensibilisierte in seiner Rede mit anschaulichen Fallbeispielen und wissenschaftlichen Fakten die Zuhörerschaft für das Thema Wiederbelebung und begeisterte die Schülerinnen und Schüler für das kommende Projekt „Herzensretter in Bronze“.
Unter der Schirmherrschaft und mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Herzstiftung kann das Projekt Herzensretter in Bronze am Gymnasium Georgianum Lingen für den Jahrgang 10 in Kooperation mit der DLRG Lingen umgesetzt werden. Als Vertreter der Deutschen Herzstiftung waren Prof. Dr. Pott und Herr Hermann Hesse, Ehrenamtlicher Beauftragter Deutsche Herzstiftung für das Emsland und die Grafschaft Bentheim, eingeladen.

In seiner Begrüßungsrede hob Herr Lucas Sieberg die hohe Bedeutung dieses Projekts für das Gymnasium Georgianum hervor. Dazu führte er aus, dass er hoffe, dass die Schülerinnen und Schüler nie in die Situation kommen werden, eine Wiederbelebung nötig zu haben. „Doch wenn dies geschehen sollte dann wünsche ich euch, dass ihr in kundige Hände geratet, sodass Euch geholfen werden kann. Und ich wünsche Euch als Ersthelfer, dass Ihr so ausgebildet seid, mutig und sicher helfen zu können“, so Siberg weiter. „Denn als Herzensretterinnen und Herzensretter lernt ihr, in einer Notsituation beherzt zu handeln. Ihr werdet erfahren, wie man durch lebenswichtige Maßnahmen Leben retten kann – und vielleicht seid ihr eines Tages genau die Menschen, die im entscheidenden Moment den Unterschied machen.“

Prof. Pott führte in die Thematik „Wiederbelebung“ ein. „Die kardiale Reanimation ist eine lebensrettende Notfallmaßnahme bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand“, so Pott. „Die Helfer müssen dazu keine medizinische Grundausbildung haben. Sie praktizieren eine Laienreanimation. Diese wird in der Praxis von Herrn Georg Jansen in den nächsten Wochen vertiefend vermittelt.“
Herr Jansen ist Geschäftsstellenleiter der DLRG (Ortsgruppe Lingen) und den Schülerinnen und Schüler bereits bestens bekannt. Im Jahrgang 8 leitete er das Erste Hilfe Projekt „Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten“. Dieses haben die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 10 vor zwei Jahren bereits bei ihm absolviert.

In weiteren Ausführungen hob Prof. Pott die Bedeutung der Laienreanimation hervor: „Ich kenne kein modernes Medikament oder keine weitere moderne medizinische Methode mit so einer hohen Effektivität vor dem Hintergrund von nahezu null Kosten. Die Laienreanimation kann in der aktuellen Medizin ein echter „Gamechanger“ zum Retten von Menschenleben sein.“ In diesem Zusammenhang erinnerte er an Meilensteine in der Medizingeschichte wie z.B. die Erkenntnis von Alexander Flemming und von Rodert Koch.
„Bei einer kardialen Reanimation ist es in erster Linie wichtig zu handeln“, so Pott. „Die helfenden benötigen Mut um die Maßnahmen durchzuführen.“ Diese Aussage unterstützte Herr Jansen: „Prüfen – rufen – drücken – lass beim Drücken keine Lücken. So lautet der Slogan, der verinnerlichen soll, in welcher Reihenfolge welche Maßnahme getroffen werden soll.“
Bei der Laienreanimation ist zu beachten, dass die Herzdruckmassage ausschlaggebend für den weiteren Verlauf des Notfalls ist. Die Herzdruckmassage soll in einer hohen Frequenz von ca. 100–120-mal pro Minute durchgeführt werden. Bekannte Lieder wie „Stayin´ Alive“, „Yellow Submarine“ oder „Happy Birthday“ haben einen passenden Rhythmus und können helfen die Frequenz richtig zu wählen. Auf eine Beatmung kann zunächst verzichtet werden, da im Blut des Patienten noch ausreichend Sauerstoff für ca. 5-10 min vorhanden ist. Zudem wird durch die Herzdruckmassage auch etwas Luftaustausch in der Lunge verursacht, der ausreichen sollte, dass das Gehirn weiterhin etwas Sauerstoff erhält. Die daraus abgeleitete Konsequenz muss lauten: Mut zum Drücken, und zwar 5-6 cm tief. Selbstverständlich ist auch der Rettungsdienst zu informieren, der in Lingen in der Regel nach ca. 8 bis 10 min eintreffen sollte.
In einem weiteren Schritt vermittelte Prof. Pott die Theorie hinter dem Erscheinungsbild des plötzlichen Herztods. Er stellte den Herzinfarkt, diverse Herzrhythmusstörungen und die Herzinsuffizienz bildlich und plastisch greifbar, sehr anschaulich mit interessanten Fallbeispielen als mögliche Ursachen für den plötzlichen Herztod vor. Die Unterscheidung in dilatative und hypertrophe Kardiomyopathien rundeten diesen theoretischen Teil fachlich sehr konkret ab.
Diese Thematik beschäftigt Prof. Pott seit vielen Jahren. Viel Erfahrung bringt er aus seiner vorherigen Tätigkeit am Universitären Herzzentrum Ulm mit, wo sein wissenschaftlicher Schwerpunkt auf Arrhythmien und genetischen Herzerkrankungen lag.; dort leitete er die Sprechstunde für genetische Herzerkrankungen und betreute zahlreiche junge Menschen mit erhöhtem Risiko für den Sekundenherztod.
Darüber hinaus führte er aus, dass Krankheitsbilder durch moderne Methoden diagnostiziert und behandelt werden können. So ist das Schreiben eines EKGs obligatorisch. Je nach Diagnose können noch weitere Untersuchungen folgen. Hierzu legte Herr Hesse eindrucksvoll und packend seine persönlichen Erfahrungen dar. Er berichtete von einer Herzkatheteruntersuchung. Sein Appell an die Schülerschaft lautete: „Raucht nie und achtet auf eine ausgewogene Ernährung und bewegt euch. Erste Hilfe mit Mut zur Tat ist cool und kann so viele Leben retten.“

Sollte es im Notfall möglich sein einen Defibrillator hinzuzuziehen, so ist das Georgianum dahingehend sehr gut ausgestattet. „Am Georgianum gibt es mittlerweile vier Defibrillatoren“ berichtet Herr Dr. Kaufhold. „Während der Öffnungszeiten der Schule hat man guten Zugang zu den Defibrillatoren. Diese befinden sich an zentralen Stellen: im Sekretariat, vor dem Lehrerzimmer, in der Sporthalle bzw. vor der Schwimmhalle und im Umkleidegebäude der Außensportanlage.“ Herr Dr. Kaufhold umriss in diesem Zusammenhang auch das von ihm neu erstellte Konzept zur Ersten-Hilfe am Gymnasium Georgianum. Im Zuge dieser Neuaufstellung war ihm auch die Idee zu einer Wiederbelebung des Schulsanitätsdienstes gekommen, welche er seitdem vorantreibt. Damit einher ging dann schnell der Gedanke die Erste Hilfe besser im Schulalltag zu verankern, im Besonderen auch die Thematik der wiederbelebenden Maßnahmen, die – einmal eingeübt – Leben retten können. Durch die Kooperation mit der DLRG, der Deutschen Herzstiftung und Prof. Dr. Pott ist aus seiner Idee ein umfangreiches Konzept entstanden, welches von einer Ausbildung im Rahmen des Schulsanitätsdienstes über die Rettungsschwimmerausbildung bis hin zum Seminarfach Herz-Kreislauf-Medizin, welches zum Teil praxisnah in der Kardiologie des Bonifatius Hospitals Lingen stattfindet, reicht.
Abschließend bedankte sich Herr Sieberg für die großartige fachliche Grundlage, die durch diesen Vortrag von Prof. Pott für den Herzensretter-Kurs geschaffen wurde. „Den Schülerinnen und Schülern wird es nun leichter fallen, die Vorgänge rund um das Thema Wiederbelebung nachzuvollziehen und die außerordentliche Bedeutung von Wiederbelebungsmaßnahmen zu erfassen. Auf dieser Basis kann nun in der nächsten Woche ganz praktisch mit dem Erlernen der Wiederbelebung begonnen werden.“ verdeutlichte Sieberg den Stellenwert der Einführungsveranstaltung.
Das Projekt Herzensretter in Bronze für den Jahrgang 10 rundet das Angebot zur Qualifizierung in Erster Hilfe sinnvoll ab. Das Gymnasium Georgianum arbeitet in diesem Bereich sehr eng mit der DLRG Lingen zusammen. So gibt es neben dem Projekt Herzensretter in Bronze bereits seit einigen Jahren das jährlich durchgeführte Erste Hilfe Projekt für die Jahrgangsstufe 8 (Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten). Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler an einem Vormittag (6 UE) den Bereich der Ersten Hilfe bei besonderen Notfallsituationen kennen. Darüber hinaus werden jährlich Erste Hilfe Kurse angeboten. Ferner können Schülerinnen und Schüler ab dem Jahrgang 10 am Schulsanitätsdienst der Schule teilnehmen. Der Schulsanitätsdienst wird von der DLRG eng begleitet und mitgestaltet. So übernimmt die DLRG die Ausbildung der Schulsanitäter zu Sanitätshelfern (SAN A). Seit diesem Schuljahr nimmt das Gymnasium Georgianum auch an dem Projekt Herzsicher in der Schule (ab Jahrgang 7) der Björn Steiger Stiftung teil. Dafür haben sich in diesem Schuljahr ca. 30 Lehrkräfte zu Multiplikatoren ausbilden lassen.
Text: Marc Kaufhold, Fotos: Stefan Roters.





























































































