Foto: Ann-Christin Benner
„Hier in dieser öden Heide ist das Lager aufgebaut,
wo wir ferne jeder Freude hinter Stacheldraht verstaut,
wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor!“
(Auszug aus dem „Moorsoldatenlied“ von Wolfgang Langhoff)
Gewalt, Verbrechen, Tod. Das ist es, was wir heutzutage mit einem Konzentrationslager in Verbindung bringen. Wenn wir das Wort Konzentrationslager oder KZ hören, verbinden wir damit nur negative Assoziationen. Die unwürdige Behandlung, die man in der NS-Zeit den inhaftierten Juden, politischen Häftlingen und anderen Gefangenen zuteil werden ließ, all die schrecklichen Geschehnisse hätten viele nach 1945 gerne vergessen, von sich geschoben, nicht zur Sprache gebracht oder einfach verdrängt. Dabei ist es ein Teil unserer Geschichte. Deutschlands Geschichte. Etwas, das man nicht vergessen oder verdrängen darf.
Zwischen 1933 und 1945 gab es im Emsland und in der Grafschaft Bentheim 15 solcher Konzentrationslager, wie Esterwegen eines war. Die Gedenkstätte Esterwegen erinnert an diese schreckliche Zeit. Sie soll uns davor warnen, dass so etwas Menschenunwürdiges niemals wieder geschehen darf. Nicht die Diktatur, nicht der Terror und nicht diese unwürdige Missachtung der Menschenwürde.
Damit auch wir Schüler/innen uns in etwa ein Bild vom Lageralltag und somit der jüngsten Geschichte machen können, fährt der jeweilige 10. Jahrgang des Gymnasiums Georgianum Schule jährlich zur Gedenkstätte Esterwegen.
Es war für uns alle ein sehr eindrucksvoller Besuch. Zwar ist die Gedenkstätte nicht gerade so, wie man sie sich vielleicht vorstellen würde, denn die ehemaligen Baracken stehen nicht mehr dort, wo sie einmal standen. Dennoch war der Besuch sehr beeindruckend. An der Stelle, an der damals die viel zu kleinen Baracken standen, zieren heute Grasflächen und kleine Bäume in ungefährer Häftlingszahl pro Baracke das Außengelände der Anlage. Uns wurde viel über die damalige Zeit berichtet und auch, wie man versuchte die Gedenkstätte so herzurichten, dass diese schlimme Zeit den Besuchern veranschaulicht werden kann. Ein Wiederaufbau der Baracken kam für alle Initiatoren und Beteiligten nicht in Frage, da man den Besuchern den damaligen Zustand gar nicht mit neuen, sauberen und vor allem mit so wenig Menschen sehr groß erscheinenden Baracken verdeutlichen könne. So entstand die Idee, dort, wo die Baracken standen, Grasflächen und Bäume zu pflanzen.
Außenanlage (Foto: Alexander Pfleging)
Aber nicht nur die große Außenanlage ist beeindruckend, sondern auch die umfassende Ausstellung im Inneren der Gedenkstätte. Sie dokumentiert die gesamte Geschichte der Emslandlager von 1933-1945. Sie umfasst viele Originaltexte und Gegenstände aus den Lagern, wie zum Beispiel das Tagebuch eines Häftlings, der dieses in das Lager schmuggeln konnte. Außerdem veranschaulichen die Exponate eindrucksvoll das klägliche Leben und die individuellen Erniedrigungen der Häftlinge während ihrer Arbeit im Moor.
Lagertagebucheintrag von Wilhelm Henze, geführt im Strafgefangenenlager Brual-Rhede vom 20. Juni 1934 bis zum 29. November 1935 (Foto: Alexander Pfleging)
Abbild des Originaltextes des „Moorsoldatenliedes“ (Foto: Ann-Christin Benner)
Alles in allem war der Besuch der Gedenkstätte für uns sehr bewegend. Wir konnten uns zwar nicht annähernd vorstellen, wie es damals gewesen sein musste, aber dennoch hat sich die Exkursion sehr gelohnt, um Geschichte vor Ort kennen zu lernen. Dieser Gedenkstättenbesuch hinterlässt eine nachhaltige Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und wird uns eine Lehre sein, als Demokraten heute und zukünftig die Werte zu achten. Die Emslandlager sind ein weiterer Beweis für die schlimmen Verbrechen der Nationalsozialisten im „Dritten Reich“. Sie mahnen vor Terror und der unwürdigen Behandlung der Häftlinge und rufen auf zu Demokratie, Engagement und Einsatz, um die Menschenwürde zu wahren. Sie lehren uns, was es heißt dafür verurteilt und verletzt zu werden, wenn man aus dem Ausland kommt, einer anderen Religion angehört oder politisch anders denkt. Sie lehren uns gegen Rassismus und Diskriminierung vorzugehen.
Die Gedenkstätte Esterwegen ist sehr aussagekräftig und warnt uns vor all diesen schrecklichen Begebenheiten unserer Vergangenheit. Alle, die am Aufbau der Gedenkstätte beteiligt waren, dort Führungen vornehmen und die Besucher umfassend informieren, verdienen unseren größten Respekt.
Die Klasse 10a vor dem Modell eines alten Emslandlagers (Foto: Alexander Pfleging)
Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 a auf dem Außengelände (Foto: Alexander Pfleging)
Ein Schülerbericht von Ann-Sophie Koop und Ann-Christin Benner