Zum elften Mal fand am vergangenen Donnerstag (09. Juli 2015) der traditionelle Akademieabend im Forum unserer Schule statt.
In seiner kurzen Begrüßung der zahlreichen Gäste stellte Schulleiter Manfred Heuer die Bedeutung der Veranstaltung fürs Georgianum heraus. Denn mit diesem Abend im sog. „Drehtürmodell“ habe sich an der Schule seit Jahren schon eine Veranstaltung etabliert, die Begabten und besonders interessierten Schülern die Möglichkeit biete, sich eigen- und selbstständig Themen zu erarbeiten und einem größeren Publikum vorzustellen. Das erkenne man in diesem Jahr besonders gut an der großen Vielfalt der Präsentationen zum Thema: Probleme: lokal – global – glokal.
Eigen- und Selbstständigkeit, so Sebastian Zermann, erstmals verantwortlicher Lehrer für den Akademieabend in seiner Begrüßung, seien aber nur zwei notwendige Voraussetzungen. Wichtig sei aber auch das Durchhaltevermögen der Schüler, gerade wenn über einen langen Zeitraum alles neben dem normalen Unterricht erarbeitet werden müsse. So sei er stolz auf die Vortragenden, weil die Schüler sich selbst mit großem Interesse produktiv ins Projekt eingebracht hätten.
Alle Vorträge – davon konnte sich der aufgeschlossene Gast überzeugen – präsentierten die Themata stets mit stringenter Gliederung, die in eine klare Leitfrage mündete. Bemerkenswert war auch, dass jede Gruppe bestrebt war, ihre Aussagen mit z. T. eigenen statistischen Erhebungen zu untermauern. Viele der Vorträge zeigten dabei, dass sie „State of the Art“ gehalten worden sind. Gleichwohl war der Akademieabend mit fast drei Stunden Redezeit deutlich zu lang.
Gruppenbild mit Lehrer – alle Vortragenden am Akademieabend 2015, ganz links Herr Zermann, verantwortlicher Lehrer
Nahmen sich in ihrem Vortrag das Thema Flüchtlinge vor Can Teckert, Karla Wilken und Nils Höfte (v.l.), wobei zunächst die dramatische globale Situation vorgestellt und anschließend der Frage nachgegangen wurde, wie Lingener über Flüchtlinge denken. Als ein Fazit stellten sie heraus, dass die von ihnen Befragten zwar die Notwendigkeit sähen, dass etwas für die heimatlosen Menschen gemacht werden müsse, sich aber selber nicht engagieren wollten.
Daniela Heskamp, Tamy Feldmann und Derya Kücüktas (v.l.) widmeten sich der Idee sog. 24h-Kita, einer ganztägigen Betreuung für Kinder. Die Schülerinnen zeigten zum einen die Bedeutung dieser Kita für arbeitende Elternpaare auf und wiesen besonders auf die Wichtigkeit dieses Angebotes für allein Erziehende im Schichtdienst hin. Zum anderen wurde das Konzept der 24h-Kita vorgestellt, die in keinem Fall eine reine Verwahrstelle für Kleinkinder sei. Schließlich hoben die drei Referentinnen hervor, dass diese Form der Betreuung auch dazu verhelfe, den Arbeitskräftemangel zu reduzieren.
Zitterkurve, Mikrobeben, Hypozentrum, Plattenbewegung – das waren wichtige Stichworte von Ella Büsse und Franziska Lüttel (v.r.), die sich mit der Frage auseinandersetzten, ob sich auch in Deutschland starke Erdbeben ereignen könnten. Nach einer sinnvollen Vorstellung der Plattentektonik und den Eigenarten verschiedener Vulkane und Erdbeben kamen beide ,Geologen’ zum sachlogischen Schluss, dass eine große Katastrophe wie in Nepal durch Erdbeben in Deutschland sehr unwahrscheinlich sei.
Der Vortrag von Gereon Kruse und Maximilian Richtering (v.l.) stand unter der Leitfrage, ob die gefährliche Viruserkrankung Ebola unheilbar sei. Zunächst aber gab´s für die Zuhörer eine kurze ,Einführung’ in die Virologie: Was sind Viren? Wozu benötigen sie eine Wirtszelle? Wie verläuft die Verbreitung eines Erregers? Dabei stellten die Vortragenden den rekonstruierten Verbreitungsweg des Ebloa-Virus vor. Dieser habe zunächst Flughunde als Wirt ,gewählt’ und sich dadurch, dass Affen diesen Wirt fressen würden, bald auf den Menschen übertragen, da diese wiederum die Primaten äßen. Für den Mensch sei der Ebola-Virus so gefährlich, weil der die Blutbahnen zerstöre. Heilbar sei diese Krankheit zwar, so das Fazit der beiden Referenten, doch bei Ebola bestehe das Problem, dass es so häufig mutiere.
Pia Blockhaus, Kristien Klaka und Jule Krieger (v.l.) beschäftigten sich in ihrem Referat mit den Auswirkungen der sozialen Netzwerke auf die Gesellschaft und ließen von der Frage leiten: „Verpassen wir durch soziale Netzwerk unser Leben?“ Das wiesen die Vortragenden u.a. an dem sog. „virtuellen Ich“ nach. Mit dem „virtuellen Ich“ gelinge es, sich auf Grundlage der Anonymität im Internet eine neue Persönlichkeit zu schaffen, was zu einem eigenen Wunschbild von sich führen könne. Das könne dann auch Realitätsverlust zur Folge haben, besonders wenn man seine ,Freunde’ in den sozialen Netzwerken zu seinem Lebensmittelpunkt mache. Wichtiger sei es – so der Appell an alle Anwesenden –, die reale Welt für die Kommunikation zu nutzen, nur in ihr seien persönliche Gefühle übertragbar.
Mit passender Klaviermusik und dem Vortrag eines ergreifenden Abschiebbriefes stimmten Kim Kemmer (am Klavier) und Tabea Osterhage die Zuschauer auf das nächste Thema ein: Mobbing, die negative Handlung gegen eine Person über einen langen Zeitraum. Dabei beschrieben die beiden Referentinnen das Täter- und das Opfer-Profil sowie die sozialen Auswirkungen für die Beteiligten. Darauf aufbauend ließen sie sich im Weiteren von der Frage leiten, ob es am Georgianum Mobbing gebe. Auf der Grundlage einer selbst durchgeführten Umfrage stellten sie dabei fest, dass es Mobbing am Georgianum gebe und von der Befragten insgesamt 21% angegeben hätten, im Verlaufe der Schulzeit gemobbt worden zu sein. Dazu schlugen die Schülerinnen vor, „soziale Hausaufgaben“ aufzugeben, um das Klima in einer Klasse zu verbessern. Dabei werde jeder Schüler dazu verpflichtet, mit einem zugelosten Partner gemeinsam die Hausaufgaben zu machen.
In der Pause nutzten die Gäste die Möglichkeit, sich über die Referate auszutauschen und Stellwände, die Schüler des „Drehtürmodells“ oder von der Grundschule Gauerbach gestaltet haben, anzusehen.
Patrik Ostendorf und Henrik Meemann (v.l.) präsentierten mit beeindruckenden Fotos das Thema Vulkane unter der Leitfrage: Sind Vulkane eine Bedrohung für Lingen? Nach einer interessanten Einführung zu den Arten und zu Verbreitung der Vulkane rückten die ,Vulkanologen’ zunächst die deutschen Vulkane in der Eifel und der Oberpfalz in den Mittelpunkt. Den Abschluss bildete dann die Vorstellung des Super-Vulkans im Yellowstone Nationalpark, dessen Magma-Kammer eine Länge von 80 km und Höhe von 10 km hat. In ihrem Fazit beruhigten die Schüler alle Anwesenden, denn bei den deutschen Vulkanen sei ein Ausbruch in den nächsten 100.000 Jahren nicht zu erwarten und die Wahrscheinlichkeit, dass der Super-Vulkan in den USA ausbreche, liege in diesem Jahr bei 1: 700.000.
Mit einer webbasierten Präsentationsmöglichkeit – einem sog. Prezi – stellten Florian Eckart und Tim Krummen (v.l.) das Süßwasserproblem vor. Schaue man auf den Wasserverbrauch in den Industrieländern, dann erkenne man, wie Wasser oft unachtsam verschwende werde. So benötige allein jeder Deutsche pro Tag 36 l fürs Duschen, aber nur vier Liter fürs Kochen. Und der indirekte Wasserverbrauch für ein 1 kg Rindfleisch betrage 15.500 l. Weltweit aber sei festzustellen, dass rund 750 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hätten und dass über 2,5 Milliarden Menschen ohne angemessene sanitäre Basisversorgung leben würden. In ihrem Fazit bekräftigten sie, dass jeder Erdenbewohner einen menschenwürdigen Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu sanitärer Grundversorgung bekommen solle.
Eine weitere globale Fragestellung präsentierten Franca und Ricarda Singh mit ihrem Vortrag – nämlich: Wohin mit dem Atommüll? Nachdem die Referentinnen deutlich gemacht haben, wie dieser Müll klassifiziert wird und welche Lagerformen es gibt, gingen sie der Frage nach, wie in der Bundesrepublik ein Endlager gesucht werden soll – gerade für hochradioaktive Stoffe. Mit dem sog. Standortauswahlgesetz vom 2013 sei festgelegt, dass bis 2031 ein endgültiger Standort gesucht und benannt werde, der dann bis 2055 in Betrieb genommen werden. Dazu müsse ein dauerhafter Schutz gewährleistest sein, der nicht zu Lasten zukünftiger Generationen gehe.
Mit nicht ungeschickten Anmoderationstexten und Überleitungen führten Nils Kunze und Pascal Mounchid (v.l.) durch das straffe Programm.
Den Vortrag von Marlene Rothe und Lena Buchmann (v.l.) könnte man auch – vom Ende her betrachtet – als flammenden Appell ansehen, das Aussterben der Honigbiene nicht mehr hinzunehmen – nicht als Staat und auch nicht als Verbraucher. Mit klaren und unabweisbaren Fakten zeigten die beiden Schülerinnen auf, wie sich der Bestand der Honigbienen seit 1950 entwickelt hat. So sei die Gesamtzahl von 2,5 Mio. auf nur noch 1,4 Mio. gesunken. Und wenn man einbeziehe, dass 80% der Pflanzen auf Bestäubung angewiesen sei, dann drohe bei anhaltender Entwicklung, dass ein Drittel der Lebensmittel für den Menschen wegfallen würde. Daher forderten beide Referentinnen eindringlich, dass Pestizide im eigenen Garten verringert, dass Insektenhotels errichtet und dass einheimische Blühpflanzen gepflanzt werden sollten. Auch helfe es, wenn es noch mehr Hobbyimker gebe.
Ebenfalls mit harten Fakten, die zum Nachdenken anregten, wartete Nils Kunze auf. Sein Thema war die Ressourcenverschwendung, wobei er vor allem die Verschwendung von Lebensmitteln in den Blick nahm. Es sind schon Zahlen, die schocken: 6,7 Milliarden Tonnen würden in der Bundesrepublik jedes Jahr weggeworfen. Im Schnitt entsorge jeder Bundesbürger im gleichen Zeitraum 82 kg im Warenwert von 300€. Din Drittel davon sogar in der Originalverpackung. Was kann aber jeder dagegen tun? Für Nils Kunze gibt´s zwei Antworten: erstens die Tafeln unterstützen – zum Beispiel die Lingener Tafel. Dieser Verein sammelt abgelaufene Lebensmittel und verteilt diese an Bedürftige. Und die zweite Antwort bzw. Aufforderung geht an alle – den Einkauf richtig planen.
Auch Tom Bojer verband mit seinem Vortrag eine deutliche Botschaft an die Besucher des Akademieabends: Stecke niemals einen fremden USB-Stick in den eigenen Computer. Welche enormen Auswirkungen das haben kann, wurden an eindrucksvollen Beispielen aus der Vergangenheit aufgezeigt. Ob der Virus Stuxnet oder der bereits gegenwärtige Cyberwar zwischen den Großmächten bewiesen – so der Referent -, dass nicht nur Industrieanlagen, sondern auch ganze Länder (Bsp.: Lettland 2008) lahmgelegt werden könnten. Oftmals – so die Feststellung – helfe der Anwender selbst mit, dass das Geklaute leicht in die Hände von Online-Dieben gelange. Das zeigt Tom Bojer besonders sinnfällig, indem er live bei einem fremden Computer das Passwort auslesen konnte. So empfahl er allen Anwesenden, unterschiedliche Passwörter zu benutzen, Programme regelmäßig auf aktuellen Stand zu bringen und vor allem keinen USB-Sticks unbekannter Herkunft auszulesen.
Text und Fotos: Stefan Roters.