„Man muss das mit Humor nehmen. Ändern tut man eh nichts.“ Mit eindrucksvollen Worten beeindruckte Biathlet Josef Giesen die sportlichen Jugendlichen am Gymnasium Georgianum. Der 1958 in Herzlake geborene Giesen war deutscher Behintertensportler und gewann bei verschiedenen Paralympics mehrere Medaillen. Am Georgianum gab er vor den Sport-Leistungskursen und dem Sport-Theoriekurs Einblicke in sein Leben und seine Karriere. Ganz nebenbei lernten die Schüler:innen wichtige Aspekte aus den Bereichen Sport und Gesellschaft, Sportpsychologie und der Trainingswissenschaft.
Ohne Arme kam Giesen zur Welt, weil seine Mutter während der Schwangerschaft das Medikament Contergan genommen hatte. Doch Giesen nahm es wie es war. Er machte das Beste draus. Schon früh trieb er viel Sport und verliebte sich in die Sportart Biathlon. Da er keine Arme hatte, musste sein Gewehr speziell für ihn angefertigt werden, sodass er mit dem Mund schießen konnte. Die Schüler:innen lernten, dass es für fast alles eine Lösung gibt. Davon ist und war auch Giesen überzeugt.
Neben Biathlon betrieb der Emslander auch Ski-nordisch und Skilanglauf. Seine Leistungen waren dort so gut, dass er in die Nationalmannschaft berufen wurde und 2002 im 7,5km Langlauf eine Goldmedaille holte. Seine aktive Karriere beendete er 2010 mit dem dritten Platz und dem Gewinn der Bronzemedaille über 12,5km. Diese hatte er mit ans Georgianum gebracht. Alle Schüler:innen durften sie einmal in den Händen halten. Für den Erfolg trainierte Giesen hart. Zur aktiven Zeit trainierte er 12-mal pro Woche. Das Sein eines Profisportlers beinhalt damit eine gute Trainings- und Tagesplanung. Zu Beginn seiner Sportlerkarriere arbeitete der Emslander sogar noch.
Bis kurz vor seinem Karriereende hatte der Emslander Spaß an seinem Sport. Doch dann merkte er, dass die Motivation nachzulassen schien. „Es hat nicht mehr so viel Spaß gemacht. Wenn die Motivation nachlässt, sollte man aufhören“, gab Giesen weitere Lebenstipps für die jungen Gäste. Sportwissenschaftlich sind für eine hohe Motivation vor allem Freude und Spaß, Fortschritt, Erfolge und Sinn und Bedeutung von zentraler Natur. Motivation entsteht nach Rheinberg aus dem Zusammenspiel von Situation und der Person, die letztlich durch die Anreize und den Motiven die Handlung auslösen.
Auch heute treibt Giesen weiter Sport und hält sich fit. Der mittlerweile über 60-jährige beeindruckte vor allem auch durch seine sympathische Lebensart. „Warum soll man sich das leben schwer machen?“, fragte er die Sportler:innen und gab ihnen mit auf den Weg das Leben leicht zu nehmen. „An zwei von 365 Tagen habe ich schlechte Laune.“
Und noch einen wichtigen Tipp hatte Giesen auf Lager. „Neinsagen ist das Einfachste. Man muss es ausprobieren“, gab Gießen den jungen Sportler:innen mit auf den Weg.
Autor und Bilder: Martin Glosemeyer